Alles werden was ich will – Das Märchen vom Individualismus

In einem Interview mit Vice wird die Rapperin Hayiti gefragt, ob sie sich wünsche, dass weibliche Rapperinnen in der Szene selbstverständlicher werden. Hayitis Antwort: „Mir ist das eigentlich egal, ich beschäftige mich nicht damit. ... Wenn die Mädels nicht aus dem Arsch kommen, kann da keiner was für. Mir ist das alles wirklich scheißegal.“

Die Formulierung „nicht aus dem Arsch kommen“ bedient sich einer Rethorik, die den meisten Menschen aus Magazinen und Medien geläufig ist: Du kannst alles werden, was du willst. Und trotz des offensichtlichen Scheiterns des American Dreams sind heute viele mehr denn je davon überzeugt,dass die Leute, die das nicht schaffen, sich nicht genug angestrengt haben oder einfach nicht die notwendigen Fähigkeiten besitzen – sogar die Gescheiterten selbst. Was macht das mit einer Gesellschaft, in der jede*r für sein Scheitern selbst verantwortlich ist? Was macht das mit ihren Menschen? Wie wird diese Argumentationsstruktur genutzt, wie unterstützt sie bestehende Hierarchien? Und was ist das Gefährliche daran?

Über die Interaktion zwischen Sozialisierung und dem neoliberalen Leistungsparadigma, und warum genau Hayiti ein gutes Beispiel dafür ist, erfahrt ihr in diesem Grundlagenvortrag.